Habari

Das Zwischenseminar liegt inzwischen hinter uns.
Wie schon auf dem Vorbereitungsseminar, hat auch das Zwischenseminar zum Nachdenken angeregt und so erlaube ich mir, nach fünf Monaten ein paar Dinge anzusprechen.

Das Zwischenseminar war toll. Es bot die Möglichkeit, sich mit den anderen so austauschen zu können, wie schon lange nicht mehr. Außerdem war es ein bisschen Erholung; eine deutsche Woche mit viel und gutem Essen, viel Spaß, vielen Geschichten und die Möglichkeit, Dar es Salaam mal aus einer etwas touristischen Seite zu betrachten; Goethe-Institut, Museum, Nafasi, Konrad-Adenauer-Stiftung..

Wie der Eine oder Andere vielleicht schon mitbekommen hat, geht es mir hier ziemlich gut.
Wenn man von den kleinen Lappalien absieht und mein Knie einfach mal vergisst, habe ich nichts, worüber ich mich persönlich, hier vor Ort, beschweren könnte :)

Was ich anfangen könnte, hier zu kritisieren, wären Themen wie die Gesundheits-, Schul-, Müll- und Sicherheitssysteme, die dann nicht besonders gut abschneiden würden. Die medizinische Versorgung ist schlecht, viel zu viele einflussreiche Personen korrupt, die schulische Bildung ist oftmals ein pädagogisches Dilemma und das Müllsystem mehr als ausbaufähig – der Müll wird einfach auf den Straßen und in die Flüsse entsorgt, alles was brennt und darüber hinaus, wird angezündet. Über den Präsidenten ist man sich auch nicht ganz so einig.

Auch wenn Tansania keineswegs zu den unfortschrittlichsten Ländern Afrikas gehört, hat es mit Kenia, einen schon recht westlichen Bruder an seiner Seite. Dennoch - oder gerade deswegen?! - wirken die Leute hier oftmals so zufrieden. Wir haben schon mehrmals miterlebt, wieso die Menschen nichts „verändern“ wollen. Warum sie den „westlichen Fortschritt“ manchmal einfach nicht annehmen wollen, sondern glücklich sind ohne. Dass sie sich vielleicht auch nicht nur gegen den „Fortschritt“ an sich wehren, sondern auch gegen das, was damit zusammen hängt. Sie haben hier irgendwie einen eigenen Fortschritt, eine eigene Entwicklung.

Ich möchte mich nun nach nur fünf Monaten nicht hier hinstellen und behaupten, ich hätte die Weisheit nun mit der rechten Hand gefuttert. Aber mir wird hier immer wieder bewusst, dass es manchmal besser ist, wenn es einfacher ist, aber einfacher nicht immer simpel bedeuten muss. Ich hoffe, dass diese Leichtigkeit noch ein bisschen mehr auf mich abfärbt und ich lerne, die "deutschte Striktheit" wenigstens ein bisschen abzulegen.

Außerdem haben wir viel über den Freiwilligendienst gesprochen.
Der Freiwilligendienst steht nicht ohne Grund in der Kritik und um von vorne herein klar zu stellen, auch wir Freiwilligen wissen, dass wir nicht hier her kommen und „die Welt verbessern können“.

Wir wissen, dass diejenigen, die von diesem Jahr profitieren, vor allem wir selbst sind.

Aber ich möchte den Dienst doch ein bisschen versuchen zu verteidigen :D
Natürlich ist er umstritten. Aber es wurde und wird immer noch eine Möglichkeit geboten, eine neue Kultur wirklich kennen zu lernen. Eigene Vorurteile, aber auch ein Stück weit von den Menschen zu Hause, von euch, abzubauen. Ich muss ja selbst gestehen, dass ich keine große Ahnung hatte, was mich erwartet.

Über Tansania wusste ich, dass es den Kilimanjaro und die Serengeti gibt, den geografischen Standort und das Dar es Salaam die größte, aber nicht die Hauptstadt ist. Ach, und von den Massai hatte ich auch schon mal etwas gehört.

Ich hoffe, dass ich es mit meinen Berichten und dem Kontakt nach Zuhause ein bisschen schaffe, das „Fremde“ ein bisschen näher zu bringen.
Dass Tansania nicht gleich Afrika ist. Dass man „Afrika“ sowieso nicht verallgemeinern sollte, weil das erstens gar nicht so einfach und zweitens eigentlich nicht möglich ist. Afrika ist ein riesiger Kontinent, der 22% der gesamten Erd-Landfläche beansprucht. Dieser Kontinent besteht aus 54 Ländern, die alle unterschiedliche Traditionen pflegen und wo man sich untereinander nicht mit „afrikanisch“ verständigt – diese Sprache gibt es nämlich nicht. Es gibt „Afrikaans“ was so ähnlich klingt, aber tatsächlich nur in Südafrika, Namibia und Botswana gesprochen wird. Dass Tansania alleine schon so groß und vielseitig ist, dass ich bezweifle, nach nur einem Jahr einen lückenlosen Bericht darüber halten zu können.

Außerdem gibt uns dieses Jahr eben auch die Chance auf einen gegenseitigen Austausch. So können wir nicht nur euch Zuhause das „Fremde“ näher bringen, sondern auch den Menschen hier. Es gibt hier Kinder, die haben Angst vor Weißen. Eine Angst, die es anders herum auch mal in Deutschland gab und sich gefühlt wieder ein wenig ausbreitet... Das ist natürlich nicht die Mehrheit, genauso wenig wie hier. Darüber bin ich sehr froh! Aber einmal ist es im Bus passiert, dass ein Kind angefangen hat zu weinen. Und wenn ich es auch nur bei einem Kind schaffe, dass es keine Angst mehr vor den Wazungu hat, dann hat sich schon etwas verändert.

Allgemein habe ich hier gelernt, wie schnell Vorurteile ab- aber auch aufgebaut werden können.
So gelten die Weißen hier leider generell als die Wohlhabenden. Im Vergleich, muss man dem wahrscheinlich auch zustimmen. Es passiert häufiger, dass man nach Geld, Essen oder anderen Sachen gefragt wird. Dass teilweise gesagt wird, „mein Bruder braucht dich, möchtest du ihn nicht heiraten?“. Es gibt auch genügend Leute, die das Bild des „weißen Geldgebers“ unterstützen. Gerade in touristischen Orten oder eben in Projektstellen mit vielen Freiwilligen, besonders Kurzzeitfreiwilligen.
Aber ich merke auch, wie sich das Bild, mindestens hier in unserer Straße, mit den Freiwilligen gewandelt hat. Wie man mit jedem Wort Kiswahili den Leuten und ihrer Kultur ein Stück näher kommt und immer mehr respektiert wird. Natürlich muss man immer wieder handeln und bezahlt am Ende wahrscheinlich immer noch ein bisschen mehr. Aber ist das nicht wie auf dem Flohmarkt oder an anderen touristischen Orten, wie z.B Italien? Wer gut handelt, bekommt am Ende auch einen guten Preis ;). Ich hoffe, ich bin ein Profi noch bevor ich zurück komme.

Außerdem merken wir, dass, neben uns, vor allem die Kinder profitieren :)
Gerade bei uns in Vikawe, wäre sonst niemand der wirklich Zeit hat, etwas mit den Kindern zu machen. Und wenn es dann doch mal nur Malen oder Lesen ist - wir versuchen den Kindern eine Aufmerksamkeit zu schenken, die sie sonst nicht bekommen würden. Außerdem haben wir wieder Hefte besorgt, um weiterhin mit den Kindern, außerhalb der Schule, ein bisschen lernen zu können.
Die Kinder kommen zu uns, wenn sie sich verletzt haben oder wenn es ihnen nicht gut geht. In den letzten fünf Monaten hat sich eine Bindung aufgebaut, die mit jeder Woche, mit jedem Wort Kiswahili, ein bisschen stärker wird. Die Kinder können sich noch immer an alle Freiwilligen erinnern, selbst wenn manche zu der Zeit noch wirklich klein waren. Wir haben Interesse an den Kindern, an dem was sie sagen, an dem was sie tun und wir merken, wie groß das Interesse der Kinder an uns, an unseren Familien und auch an Deutschland ist. So wurden wir z.B gefragt, ob es Bananen, Reis, Kühe, Palmen, etc. auch in Deutschland gäbe und woher sollen die Kinder das sonst auch wissen?!

Ich weiß nicht genau, wie ich diesen Bericht rund bekommen soll. Zu jedem Punkt gibt es unzählige notwendige Erläuterungen und ich besitze nicht genügend Hintergrundwissen, um jeden davon lückenlos zu benennen und nicht in „alternative Fakten“ zu fallen. Deswegen ist es mir wichtig, noch einmal zu unterstreichen, wie subjektiv dieser Blog ist. Es ist nun einmal meine Sicht auf das Jahr und so viel Mühe wie ich mir auch gebe, neue Perspektiven zu bekommen, bleibt es doch irgendwo nur meine Wahrnehmung. Wir haben letztens darüber gesprochen, dass wenn wir Freiwilligen nicht unter einander so einen tollen Kontakt hätten und uns nicht immer wieder über Erlebtes miteinander austauschen würde, würde jeder am Ende ein ganz anderes Bild schon alleine von Dar es Salaam haben.

Ich möchte von dieser Zeit so viel mitnehmen, wie es nur möglich ist. Ich freue mich so sehr auf die nächsten Monate, auch wenn ich, vor allem knie-technisch, ganz vorsichtig sein werde – versprochen ;).
Der Freundeskreis hier wächst immer enger zusammen und so ist es fast schon selbstverständlich, dass man sich am Wochenende irgendwie trifft.
Das Wetter wird immer wärmer und ohne Ventilator kann man abends eigentlich nicht mehr einschlafen. Aber mir gefällt's! Man bekommt einfach so gute Laune, wenn man morgens aufsteht und die Sonne scheint. Mein Zimmer wird immer persönlicher und auch die Angestellten hier, sind zu Freunden wenn nicht sogar zu einem Stück Familie geworden :-)
Jetzt heißt es nur noch ein Stück fleißiger, Kiswahili zu lernen, damit der kommende Besuch nicht nur von dem Land, sondern auch von meinen Sprachkenntnissen beeindruckt wird ;D

Ich freue mich sehr auf euch und darauf, euch ein Stück an meiner tansanischen Blase teilhaben lassen zu können.

Da in diesem Bericht nun nicht wirklich von irgendeinem Tag oder einer Aktion berichtet wurde,

hänge ich einfach mal wahllos Bilder an, die so in der letzten Zeit entstanden sind :-)

Ach, und ich habe den Eintrag schon seit längerem fertig, nur irgendwie nicht geschafft hochzuladen. Inzwischen ist der erste Besuch eingetroffen aber dazu gibt es nochmal einen einzelnen Eintrag :)

Die Zwischenseminargruppe
Kenia, Tansania und Sambia



Türme bauen mit Holzklötzen :)

Irgendwann schaffe ich es nochmal, Bilder von der Stadt zu machen.
Hier mal erstaunlich ruhig.

Ganz schön dicker Baobab


Haben den Kindern Wikingerschach beigebracht,
das hat echt super viel Spaß gemacht :)

Manchmal darf Frau sich gönnen :)
Gibt hier also nicht nur Reis und Ugali ;)

Hab mir vorgenommen, mal wieder öfter nach Bagamoyo zu fahren-
Es ist einfach super schön da!
Morgens ist der Strand am schönsten :)


als kleiner Vorgeschmack auf den nächsten Eintrag,hihi

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